Oekologische Arztpraxis

Auf dem Weg zur energieautarken Arztpraxis






FRIDAYS FOR FUTURE ist das Thema von jungen Leuten, die es nicht ertragen, wie wir mit unseren Ressourcen umgehen.

Das Verbot konventioneller Lampen war ein sinnvoller Schritt in die CO-2-Einsparung.
Als Gas, Benzin und Heizoel noch Pfennige kosteten, sorgte sich niemand um den Verbrauch und die Umwelt-Folgen. Nach der Oelkrise mit autofreien Sonntagen und Gas-Mangellagen in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten wird jedem bewusst, dass es so nicht weiter gehen kann.

Die fossilen Rohstoffe sind begrenzt und sollten lieber fuer Produkte, die lebensnotwendig oder haltbarer sind, eingesetzt werden. Wir verbrauchen zur Zeit soviel, dass mehrere Erden erforderlich waeren, um alle Menschen so zu versorgen, wie es unserem Lebensstandard entspricht.

DON'T BURN ANYTHING - VERBRENNE NIE ETWAS
heisst es in einem Youtube-Video. Recht haben die. Denn jede Verbrennung fuehrt zur Rohstoffverarmung und zur sinnlosen Energieumwandlung in Waerme, die in die Umwelt entweicht und diese erhitzt. Von den Treibhausgasen und Feinstaub ganz zu schweigen. Ob Heizung oder Verbrennungsmotor, immer sind Energieumwandlungsprozesse beteiligt, die - bei Einsatz fossiler Brennstoffe - die Umwelt belasten und unseren Kindern und Enkeln eine Verarmung an Rohstoffen hinterlassen.

Aber auch die SAUBERE Kern-Energie hat ihre Schattenseiten: Tschernobyl und Fukushima haben uns das gezeigt.

Wo kann man selber ansetzen, die Umwelt zu entlasten (und vielleicht den Geldbeutel auch)?
Diese Frage stellte ich mir schon im Jugendalter und entwickelte im Angesicht des Atommuell-VERSUCHS-Endlagers Asse II Ideen, die nach und nach umgesetzt werden.

Attraktive Energiekonzepte fuer unser über 65 Jahre altes Haus.

Neben einer sehr effizienten Fassaden- und Dachbodendaemmung (20cm), die sich innerhalb von 5 Jahren schon amortisiert hatte, wurden auf der kalten Nordseite Kastenfenster installiert. Zusaetzlich zu den bestehenden Doppelfenstern wurden Passivhausfenster eingebaut. Diese wurden so in die Fassadendaemmung integriert, dass Waermebruecken minimiert werden konnten. Mit Stahlbaendern wurden diese im Mauerwerk fixiert. Auf der Suedseite wurden die alten Doppelfenster durch Passivhausfenster ausgetauscht, um im Winter solare Waermegewinne zu erzielen. Das neueste Fenster ist ein Kipp-Schiebe-Fenster, das an der Ostseite eingebaut wurde und hier nur einen minimalen Waermeverlust erzeugt. Das Zimmer dient als zweites Schlaf- oder Gaeste-Schlafzimmer.

Eine zentrale Belueftung mit Luftbrunnen und Waermerueckgewinnung (ebenfalls nach 5 Jahren amortisiert) sorgt fuer frische Luft.


In den Sommermonaten speist eine Photovoltaikanlage Strom in den Speicher. Um auch schwache Strahlung einzufangen, wurde auch auf der Dachnordseite eine Anlage installiert. Die Westfassade wird zur Zeit mit PV-Laminaten bestueckt, um die Nachmittagssonne nutzen zu koennen. Diese flexiblen PV-Laminate wurden wegen des geringen Gewichts und der genoppten Oberflaeche gewaehlt (auch diffuse Beleuchtung reicht). Glasmodule waeren fuer die gedaemmte Fassade zu schwer oder haetten eine starke Befestigung (Waermebruecken) benoetigt. Die 2kg schweren PV-Laminate wurden mit Silikonkleber befestigt und halten bombenfest.

Vakuumroehren sammeln Waerme fuer die Heizung und das Warmwasser. Ein Vakuum-Waermespeicher (20 cbm) koennte die sommerliche Waerme bis in den Winter speichern und den Gasverbrauch weiter reduzieren. Aus Kostengruenden (aktuell ca. 60.000 Euro) wird das Projekt zur Zeit nicht weiter verfolgt.

Dafuer wurden 2 Split-Klimaanlagen mit Waermepumpenfunktion (Panasonic) fuer jeweils 2 Zimmer eingbaut. Diese sollen - auch im Winter - den Gasverbrauch reduzieren und in den Raeumen, die haeufig benutzt werden (Wartezimmer, Labor, Sprechzimmer, Anmeldung, Wohnzimmer), ein angenehmes Klima schaffen.



Bereits durchgefuehrte und die geplanten Massnahmen sind in folgender Power-Point-Praesentation einsehbar:

hier als pdf-Datei:



Um den Stromverbrauch zu reduzieren tauschte ich die Gluehlampen durch Energiesparlampen aus, was sich beim Stromverbrauch aber kaum bemerkbar machte, da inzwischen der Nachwuchs 24-Stunden-online ist und der Praxisserver laeuft. Ein Stromspeicher (z.B.Redox-Flow-Prinzip) soll den Eigenverbrauch weiter erhoehen und die Abhaengigkeit vom Versorger (Stadtwerke) reduzieren.



Um die Arztpraxis oekologisch zu gestalten, wurde auf eine umfassende Modernisierung verzichtet. Alte Holzmoebel, aber auch Schreibtische aus Metall, versehen seit Jahrzehnten gute Dienste. Moderne, rueckengerechte Sitze (mit oder ohne Ballkissen) erlauben stundenlanges Arbeiten am Schreibtisch. Die kleinen Rueckenmuskeln werden staendig aktiviert und durch die vielen Freiheitsgrade in der Bewegung sind Rueckenschmerzen kein Thema mehr.
Nicht gesponsorter Link (nur aus Ueberzeugung): www.balimo.info

Oekologische Effizienz und Nachhaltigkeit werden gross geschrieben, auch wenn das optische Bild nicht dem Ueblichen einer Arztpraxis entspricht. Um den Planeten zu retten, muss jeder einen Beitrag leisten. Recycling statt wegwerfen! Sparen, wenn es moeglich ist, ohne Hygiene und Qualitaet zu vernachlaessigen. Recycelt werden alle Verpackungen (Plastik, Papier, Pappe). Einwegmaterial (Spritzen und Kanuelen) wird mit dem Hausmuell verbrannt, Glas (Infusionsflaschen, Glasflaschen vom Zuckerbelastungstest) werden, nach Glasfarbe sortiert, gesammelt. Organische Stoffe (Kaffee, Teebeutel, Essenreste) werden schon seit Jahrzehnten zusammen mit Gartenabfaellen kompostiert (Komposttonnen) und liefern nach wenigen Jahren Humuserde.

Morgens werden Strom-, Gas- und Wasserverbrauch gemessen, Photovoltaik-Leistung und Thermische Einstrahlung bestimmt und dokumentiert. So konnte der Waermebedarf auf ca.25 Prozent des Ausgangswertes gesenkt werden. Der Strombedarf ist nur leicht angestiegen, da auf Energieeffizienz bei allen Neuanschaffungen geachtet wird. Moderne Kuehlschraenke mit Vakuumisolation benoetigen nur einen Bruchteil der Leistung, die ein altes Modell verbraucht. Natuerlich werden Geraete nur ausgetauscht, wenn diese nicht mehr dem energetischen Standard entsprechen oder nicht mehr reparabel sind.

Strom wird aus erneuerbaren Quellen bezogen (Wasserkraft, Photovoltaik). Geplant war eine Brennstoffzellenheizung, die in den Wintermonaten neben Waerme auch Strom liefert, wenn die Photovoltaikanlage im Winterschlaf liegt. Leider hat sich der Hersteller von dem Vorhaben verabschiedet. Eine "PICEA" soll mit einem Elektrolyseur im Sommer den ueberschuessigen Photovoltaik-Strom in Wasserstoff verwandeln und in Gasflaschen speichern.
Fuer Hausbesuche und Einkaeufe bis nach Braunschweig wird ein Elektroauto (zuerst VW Citystromer, Baujahr 1995, Reichweite mit frischen Batterien ca. 70 km, inzwischen sind die Blei-Gel-Akkus jedoch verbraucht) eingesetzt. Das neue (gebrauchte) Elektroauto (Renault ZOE) hat eine Reichweite von über 200km und kann auch, wie der Citystromer, an jeder Schukosteckdose aufgeladen werden. In den Sommermonaten sogar mit eigenem Photovoltaikstrom.

Patienten, die oekologisch anreisen wollen, wird empfohlen, oeffentliche Verkehrsmittel (Bus, Bahn) zu benutzen.